Unsere Citty kam mit 7 Jahren aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland, wo wir sie kurz darauf auf einem kleinen Gestüt entdeckten und uns in sie verliebten. Viel wissen wir nicht über ihre Vergangenheit - nur, dass sie in den USA zwei Fohlen hatte und dass sie sehr gut ausgebildet war. Alles andere können wir nur vermuten...

Sie war eine echte Charakterstute, eine Alpha-Stute par excellence. Egal, wo sie war - in jeder Herde war sie die Chefin, vom ersten Augenblick an. Wenn ihre neuen Weidekameradinnen sie ärgern wollten, genügte das leichte Anheben eines Hinterhufs und ein scharfer Blick, und schon war alles geklärt - sie versuchten es nie ein zweites Mal...

       Citty liebte unseren AV-Hengst Ramak. Sie wachte eifersüchtig über ihren Liebsten - als wir auf einem Ausritt einmal einer hübschen Warmblutstute begegneten, die etwas zu nah an uns vorbeiging und dabei einen interessierten Blick auf den schönen Ramak warf, biss Citty die Stute kräftig in den Hals...

Sie war ein wunderbares Reitpferd, sie konnte einfach alles. Man musste sich aber schon mit ihr arrangieren, sie wollte Partner sein und nicht der Knecht ihres Reiters. Fremdreiter, die ihr beweisen wollten, wie gut sie reiten konnten, pflegte sie im Turbo-Rückwärtsrgang nach hinten über den Begrenzungszaun der Reitbahn abzusetzen.

Im Gelände haben wir nie ein trittsichereres Pferd erlebt. Sie galoppierte im Höllentempo mühelos über schmale, unebene Wege, auf denen sich jedes Warmblut schon im Trab die Beine gebrochen hätte. Giftschnell war sie, zumindest, wie es typisch für ihre Rasse ist, auf den ersten 800 Metern. Da konnte sie keiner einholen, selbst unsere beiden Saluki-Hündinnen - wahrlich auch keine langsamen Vertreter ihrer Rasse - hatten grosse Mühe, überhaupt mitzuhalten. Cittys Spezialität waren 90-Grad-Wendungen aus vollem Galopp, um in einen ihr interessant erscheinenden Seitenweg abzubiegen - eine liebenswerte Angewohnheit, die ihren Reiter mehr als einmal ins Rutschen brachte :-). Wenn man sie gelassen hätte, wäre sie gerannt bis zum Umfallen. Man musste sie immer bremsen, sie wäre niemals von allein langsamer geworden. Das Rennen lag ihr im Blut - sie liebte es! Betrachtet man Cittys Abstammung, so ist das natürlich kein Wunder, stammt sie doch aus einer Renn- und Performancelinie:

Cittys Vater Pana Dude AQHA Reg.Nr. 1357313, ein 1978 geborener brauner Hengst, war AQHA-Champion, hatte ein ROM Arena und ein Superior in Heeling, einer Rinder-Disziplin. Er war ein Enkel des berühmten AQHA Foundation Sire Blondy's Dude AQHA Reg.No. 74801, AQHA-Champion, ROM Arena, AQHA-Hall of Fame.

Cittys Mutter Tri Tri Citty AQHA Reg.Nr. 789582, eine 1971 geborene braune Stute, war eine Tochter von Old Tom Cat, AQHA Reg.Nr. 85260, ein 1958 geborener Fuchshengst. Seine Titel: AAA Speed Index, ROM Racing und AQHA-Champion. Old Tom Cat war ein Sohn von Robin Reed (v. Leo) - AAAT Speed Index, ROM in Racing -, aus der Little Meow, AA Speed Index und Stakes Winner.

Cittys Grossmutter mütterlicherseits, die Rappstute Jinx Bars AQHA Reg.Nr. 220310 - eine Three Bars-Enkelin -, war AQHA Champion, hatte ein Superior in Halter und ein ROM Arena.

 

 

Citty war optisch und charakterlich  ein traumhaftes Quarter Horse, mit allen Eigenschaften, die diese Rasse idealerweise besitzen sollte:

im Umgang freundlich und absolut cool - wenn auch bisweilen mit eigenen Ideen über den Lauf der Welt -, und ausgestattet mit einem herrlichen Kopf und beeindruckender Muskulatur. Ihr einziger Schwachpunkt war leider ihr Fundament - zu fein für ihr Gewicht und noch dazu verstellt. Ihr Röhrbeinumfang betrug nur 17,5cm - viel zu zierlich für ein Pferd von ca. 500kg Gewicht. Zum Vergleich - unser AV-Hengst Ramak hatte mit ca. 120kg weniger einen Röhrbeinumfang von 18,5cm...

1993 schenkte Citty uns ein Hengstfohlen, Dusty, von Ramak - ein Kind der Liebe. Mit dem Abfohlen wartete sie auf uns - wir hielten draussen vor der Boxentür im Auto Fohlenwache, schliesslich wollten wir sie nicht stören. Lautes Rumoren und Schlagen gegen die Boxenwand alarmierten uns - wir betraten den Stall, kassierten einen empörten Blick von Citty - "Wo bleibt ihr denn - warum hat das so lange gedauert!? Ich will endlich anfangen!!" - und schon legte sie sich ins Stroh und brachte innerhalb von 20 Minuten ein Hengstchen zur Welt. Wir waren dann dazu abgestellt, den Kleinen mit Stroh trockenzureiben - Citty hatte dazu keine Zeit, sie hatte Hunger und verdrückte erstmal eine 5kg-Portion Hafer. Dusty war ein perfektes Fohlen, mit kerzengeraden Beinen, feinem Araberkopf und Cittys Bemuskelung (wenn auch etwas weniger).

 

Ein richtiger kleiner Prinz - und stoppen konnte er schon im zarten Alter von 12 Stunden :-). Er erbte von beiden Eltern nur die Vorzüge, ohne ihre Mängel. Er fand als Jährling ein gutes Zuhause bei einem jungen Mädchen.

Mit 12 Jahren bekam Citty Arthrose im linken Karpalgelenk. Trotz aller tierärztlichen Bemühungen war die Krankheit nach drei Jahren so schlimm geworden, dass sie auch ohne reiterlichen Einsatz nicht mehr schmerzfrei ihr Leben auf der Koppel geniessen konnte. So mussten wir sie auf die Immergrünen Weiden gehen lassen - mit nur 15 Jahren. Ein Jammer um diese Traumstute, die wir heute noch furchtbar vermissen. Wir wissen nicht, woher sie ihre feinen Knochen und ihre Fehlstellungen hatte - aus dem Pedigree, das von Foundation-Pferden wie Leo, Blondy's Dude, King P-234 nur so wimmelt, ist es nicht zu ersehen. Die Verstellungen kamen möglicherweise durch falsche Aufzucht, oder durch zu frühe, zu starke reiterliche Belastung - wir wissen es nicht. Es gibt in der Quarter-Zucht jedoch, zumindest in manchen Linien, durchaus die Tendenz, die Pferde immer schwerer und muskulöser mit immer feineren, dünneren Beinchen zu züchten. Für die Tiere ist das tödlich.

Cittys früher Tod hat uns sehr mitgenommen. Inzwischen ist der Schmerz den schönen Erinnerungen an unsere Erlebnisse mit ihr gewichen - wir hoffen, dass sie an der Regenbogenbrücke auf uns wartet, zusammen mit ihrem Ramak, den sie so geliebt hat.

TRI CITTY PAGE

 

 

11.04.1982 - 1997

sorrel mare, AQHA Reg.No. 1957708